Ein Verein mit Sitz im Rathaus
- Heinrich Jung
- 13. Aug.
- 13 Min. Lesezeit
Von Heinrich Jung
Seit Jahren wirkt ein Verein im Rathaus unserer Stadt ziemlich im Stillen. Es ist der Förderverein Stadtarchiv Zella-Mehlis e.V. In der bundesweiten Öffentlichkeit gab es vor Jahren nachfolgende Diskussion: „Geschichtsvereine, Fördervereine, Freundeskreise - Fluch oder Segen, Pflicht oder Kür für Archive?“. In einer Publikation dazu hieß es damals: „Eine relativ neue Entwicklung sind … Gründungen von Fördervereinen für Archive seit Mitte der 1990er-Jahre. Als ältestes Beispiel führte er (Rico Quaschny) den 1996 gegründeten 'Förderverein Stadtarchiv Zella-Mehlis' mit nur 40 Mitgliedern an.“ Im Mitteilungsblatt 2010, Archive in Thüringen, informierte Almut Reißland ausführlich über „Das Stadtarchiv Zella-Mehlis“, S. 10 ff., und verwies kurz auf den Förderverein.
Wie kann nun diese 2017 auf dem 69. Westfälischen Archivtag gestellte Frage aus heutiger Sicht beantwortet werden? Warum und wie kam es damals überhaupt zur Gründung unseres Vereins? Was macht unseren Förderverein, der zu den ältesten seiner Art in Deutschland gehört, so besonders?
Von den Anfängen des Archivs und des Vereins
Werfen wir einen Blick in die Geschichte! Per Gesetz erfolgte am 1. April 1919 die Vereinigung der Städte Mehlis und Zella St. Blasii. Innerhalb von nur 15 Monaten entstand 1924/25 das heutige Rathaus als ein gemeinsamer Mittelpunkt von Zella-Mehlis. Die offizielle Einweihung erfolgte am 22. August 1925. Die Ratsarchive – (Die schriftlichen Überlieferungen für Zella St. Blasii reichen bis zum Jahre 1762 und für Mehlis bis ins 16. Jahrhundert zurück.) - wurden laut einem Bericht über die damalige Situation ungeordnet zusammengeführt. Wiederholte Umlagerungen der Archivalien verschlechterten die Situation. 1960 kam es zur Schaffung des Stadtarchivs in der Kleinen Bahnhofstraße. Louise Schmidt, die erste Stadtarchivarin, erschloss erstmals einen großen Teil der Akten.
Eine Zäsur erfolgte im Jahre 1977. Auf Beschluss des Rates des Bezirkes Suhl wurde entsprechend einer Rationalisierungskonzeption der historische Bestand der Archivalien unserer Stadt bis 1969 in das Stadtarchiv Suhl abgegeben. Das Archiv in Suhl, in der Straße der OdF, sollte als regionale wissenschaftliche Forschungsstätte ausgebaut werden. So kam es zur Teilung des Aktenbestandes. Gemäß diesem Beschluss sollte weiterhin eine Vereinigung der Verwaltungsarchive der Stadt Zella-Mehlis und des Landkreises Suhl-Land erfolgen. So war der Plan …
Es kam die Wendezeit 1989/90. Durch den Anschluss der DDR an die BRD 1990 veränderte sich das gesellschaftliche System, für viele Menschen die Arbeitsstellen. Die Treuhand führte in der Folgezeit zur Deindustrialisierung und damit in Verbindung zur Massenarbeitslosigkeit. Durch die Treuhandanstalt wurden im Zeitraum von 1990 bis 1994 mehr als 3.700 Betriebe abgewickelt, sprich geschlossen. Bis zum Jahre 1993 wurden rund drei Millionen Werktätige, sprich Arbeitnehmer, im Osten Deutschlands arbeitslos.
Auch die Arbeitstätigkeit von Heike F. M. Neumann erfuhr einen Wandel, einst Bibliothekarin und Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek „Bertolt Brecht“ in Zella-Mehlis, von 1975 bis 1978 als Bereichsleiterin Territorialkunde in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek Suhl (WAB) tätig, danach eine abenteuerliche neue Tätigkeit in Zella-Mehlis.
Im Jahre 1991 erhielt Frau Neumann im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, kurz ABM bezeichnet, die Aufgabe, eine Chronik für die Stadt Zella-Mehlis zu erstellen. Doch, wo anfangen, wenn kein funktionierendes Stadtarchiv vorhanden war und die Akten an verschiedenen Orten in der Stadt verstreut und viele Details der Stadtgeschichte noch nicht erforscht waren? Wie das Stadtarchiv aufbauen und zugleich eine Stadtchronik schreiben? Allein, später mit Unterstützung von weiteren ABM-Kräften, begann der Aufbau des Archivs. Der Weg bis zum heutigen Stand sollte sich als langwierig gestalten. Erst einmal mussten die Akten von den verschiedenen Standorten zusammengeholt und möglichst an einem Ort gelagert werden. Die Akten wurden zunächst im Kulturhaus „Haus des Volkes“ in der Beethoven-Straße gelagert und später - zusammen mit den Verwaltungsakten aus der Kleinen Bahnhofstraße - in das Verwaltungsgebäude des Stadtfriedhofs verbracht.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit sprach Frau Neumann mit vielen Bürgern, ob sie bereit wären, für die Stadtgeschichte wichtige Dokumente aus ihrem Privatbesitz - zumindest als Kopie - dem Archiv zu überlassen. Immer wieder betonte sie dabei die Wichtigkeit, diese aufzubewahren – für die Gegenwart und die Zukunft. Jedoch mit dem Aufbewahren war nur der erste Schritt getan. Schließlich galt es die Dokumente zu erfassen und zu erschließen.
Damals sprach es sich rasch unter den Bürgern rum, dass man im Stadtarchiv nicht nur Bauakten zur Einsicht bekommt, sondern auch Anfragen und Recherchen auslösen kann. In dieser Situation kam Heike F. M. Neumann - nach eigenen Worten - physisch und psychisch an ihre Grenzen. Unbedingt mussten Mitstreiter gefunden werden, die in das Geschehen des laufenden Betriebes des Archivs eingebunden werden konnten, um all die Aufgaben zu lösen. Diese Ehrenamtlichen bemerkten rasch, wie und wo sie helfen konnten - Akten transportieren und vorhandenes Material zu sichten. So nah an der Sache dran, erkannten sie sehr schnell, dass ihre Mitarbeit und ihr Wissen benötigt wurden. Und das nicht nur Akten zu transportieren sind, sondern auch das vorhandene Material für Publikationen gesichtet werden muss.
Wie diese Arbeit im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten optimieren? Förderlich dabei war die Tatsache, dass im Jahre 1995 Frau Neumann die Stelle der Leiterin des Stadtarchivs als Halbtagskraft übernahm. Mitte der 1990er Jahre begannen die Vorbereitungen zur Gründung eines Vereins. Heike F. M. Neumann, seit 1995 Leiterin des Stadtarchivs, konnte sich dabei auf den stets einsatzbereiten Helmut Anschütz und den „Stadtchronisten“ Harry Ansorg stützen. Rasch fanden sich weitere künftige Vereinsmitglieder. Nach einer Reihe notwendiger Absprachen - so mit dem Bürgermeister Karl-Uwe Panse, Ratsmitgliedern, dem Finanzamt und der hiesigen Sparkasse - konnte die Vereinsgründung erfolgen. Die Satzung des künftigen Vereins lag vor.
Am 2. April 1996 gründeten Helmut Anschütz, Ulrich Anschütz, Harry Ansorg, Edeltraud Baumann, Heinrich Jung, Roswitha Kappes, Dieter Kührt, Heike F. M. Neumann, Jürgen Neumann, Manfred Langenhan, Martin Moritz und Horst Wilhelm den Förderverein Stadtarchiv Zella-Mehlis e.V. Erwähnenswert ist vielleicht auch nachfolgender Fakt. Zu diesem Zeitpunkt lag ein Vereinslogo vor, und es gab sogar eine Medaille für Mitgliedschaft.

Der Entwurf der Medaille stammte von Harry Ansorg. Die künstlerische Gestaltung und Umsetzung erfolgte durch den europaweit bekannten und geachteten Kunsthandwerker, Stempelschneider und Prägemeister Helmut König. Seine Arbeiten finden sich in vielen Münzkabinetten weltweit. Von seiner Hand stammen etwa 2300 Medaillen, er hat also an die 4600 Stempel geschnitten. Auf Vorschlag des Vereins trägt seit dem Jahre 2024 eine Straße im Ortsteil Zella seinen Namen.
Wichtig war es jetzt, für den Vorstand engagierte Personen zu finden und eine enge Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv abzusichern. Wer stand bzw. steht namentlich an der Vereinsspitze? Die Vorsitzenden Helmut Anschütz (1996-2014), seit 2014 Jürgen Neumann und die stellvertretenden Vorsitzenden Harry Ansorg (1996-2003), Edelgard Ansorg (2003-2014), Martina Helfricht (2014-2020), Almut Reißland (2020-2023) und seit 2023 Sandy Werner, wurden gewählt und sicherten eine enge Verbindung zwischen den Vereinsmitgliedern und dem Archiv ab. Interessen wurden gebündelt und für Forschende der Rücken freigehalten. Mitunter galt es auch kurzfristig manche Recherchen und aktuelle Anfragen zu beantworten. Positiv kann zurückblickend vermerkt werden, dass sich die Zusammenarbeit mit den Archivleiterinnen stets als produktiv erwies. Heike F. M. Neumann begab sich 2007 in den Ruhestand und profilierte sich inzwischen weiter als Schriftstellerin. Almut Reißland übernahm 2007 die Leitung, der Sandy Werner folgte, da Frau Reißland 2020 in das Stasi-Unterlagen-Archiv in Suhl wechselte.
Von den Aktivitäten der Vereinsmitglieder
Zurückblickend kann man sagen, dass die vergangenen Jahre der Vereinstätigkeit wie im Fluge vergingen. Viele Projekte entstanden. Interessant immer die Bescheidenheit der Mitglieder - nicht mehr zu scheinen als zu sein. Erst etwas vorweisen zu können. Im Verlaufe der bald drei Jahrzehnte seiner Existenz hat der Verein eine Vielzahl von Ergebnissen vorzuweisen. Wo mit den Aufzählungen beginnen und wo aufhören? Gestaltung von Ausstellungen, Erstellen von Chroniken, Dokumentationen, Biografien, Kalendern, Bildbänden, Broschüren zu verschiedenen Themen, Transkriptionen von älterem Schriftgut, Zusammenarbeit mit Schulen, Vorträge zu heimatgeschichtlichen Themen und wichtigen historischen Ereignissen, Mundartforschung und -Veranstaltungen, sowie personelle Unterstützung bei archäologischen Grabungen.


Mitunter gab es finanzielle Zuwendungen bei ausgewählten Projekten durch den Verein. Die archäologischen Grabungen in den Jahren 2012 bis 2014 im Umfeld der Zellaer Kirche St. Blasii ergaben eine Vielzahl historischer Funde, wie z.B. das Jesusknäblein (15. Jh.), eine bronzezeitliche Pfeilspitze und frühe Zeugnisse der Eisenverhüttung. Die Ausgrabungen standen unter der Leitung des Vereinsmitgliedes Martina Reps statt. Unser Förderverein unterstützte im Jahre 2015 finanziell die kostenintensiven Untersuchungen (C-14 Analyse) gefundener Getreide-und Holzkohlereste aus der hochmittelalterlichen Glockengussgrube durch die Firma Beta analytic UK, Research Associate Nora Schmitt in Miami/USA mittels der Radiokarbonmethode.
Schüler der Klassenstufe 9 der Lutherschule unter Leitung der Geschichtslehrerin Petra Janschersky erforschten im Rahmen einer Projektarbeit das jüdische Leben in Zella-Mehlis. Sie begaben sich auf den „Weg des Gedenkens an die Deportation der letzten jüdischen Bürger“ von Zella-Mehlis im September 1942. Auf Vorschlag unseres Vereins - unterstützt von weiteren finanziellen Unterstützern der Stadt und im Beisein von Nachfahren der Familien Rotschild aus Schweden wurden am 22. Juni 2018 sechs Stolpersteine für die Holocaust-Opfer ihrer Familien verlegt.
Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Kindern im Rahmen des Heimatkunde-Unterrichts und mit Jugendlichen im Rahmen von Hausarbeiten bezogen auf regionalgeschichtlichen Themen, wie die wirtschaftliche Entwicklung von Zella-Mehlis, Juden in unserer Stadt, Straßennamen im Verlaufe der Geschichte, Zwangsarbeit, Faschismus, Auswanderung und Würdigung von Opfern durch Krieg und Gewalt. Das war eine fruchtbringende Arbeit für beide Seiten. Großen Anteil daran hatten dabei vor allem Edelgard Ansorg, Almut Reißland, Helmut Anschütz, Gisela Koob, Heike F. M. und Jürgen Neumann.

In unserem Förderverein befinden sich interessante Persönlichkeiten, die zum Teil im Ehrenamt ausgezeichnet wurden. An erster Stelle sollen Edelgard und Harry Ansorg genannt werden. Lobenswert war die erfolgreiche Arbeit von Frau Ansorg auf dem Gebiet der Mundartforschung. Die Resultate ihres Schaffens finden sich in den im Jahre 2016 erschienenen Publikationen „So babbeln mie in Mehls uh Zell“ und nachfolgend „Ergänzungen zu So babbeln mie in Mehls uh Zell“. Nennenswert auch ihre „Kritische Würdigung und Ergänzungen zur Chronik der Zella-Mehliser Skisportgeschichte“, erschienen im Jahre 2004.
Im Jahre 2001 erfolgte durch Edeltraud und Harry Ansorg die Herausgabe des Bildbands „Heimat im Talkessel“. Unbedingt zu erwähnen war die Übertragung alter Aktentexte ins Hochdeutsche (Transkription) durch Harry Ansorg. Eine Vielzahl von Beiträgen zur Ur- und Frühgeschichte stammt aus seiner Feder, so u.a. seine Veröffentlichungen in dem Periodikum „Das neue Heimatbuch“. Gemeinsam mit Heike F. M. Neumann verfasste er die Publikation „Geschichte des Ruppberges und seiner Vereine“ (1998).
Gerd Baumgärtner leistete eine hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte. Er wirkte bis zu seinem Lebensende als Leiter des Männerchor Zella-Mehlis e.V. Aus seiner Feder stammt die Publikation „Zella-Mehliser Chöre von 1830 bis heute“ (2007).
Große Verdienste erwarb Konrad Elßmann im Bereich der Denkmalpflege. Lobenswert seine Aktivitäten im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Denkmalpflege im Kulturbund der DDR. Publizistisch hervorzuheben sind seine Forschungsleistungen betreffs des Lebens und des Wirkens von Heinrich Ehrhardt, dem Mitbegründer der Firma Rheinmetall – Biografie: „Heinrich Ehrhardt, ein Zella-Mehliser Techniker und Erfinder“ (1990) und seine Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte, so u.a. die Publikation „VEB Baumechanik Suhl, Sitz Zella-Mehlis“ (2020). Seine Frau Renate Elßmann gab 1992 gemeinsam mit Heike F. M. Neumann den historischen Kalender Bi uns d’r hemm. 1993 heraus.
Heinrich Jung leitete von 1990 bis 2021 einen Verlag mit den Schwerpunkten: Heimatgeschichte und Militaria. So wurden u.a. durch die Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft Zella-Mehlis/Meiningen GmbH die Publikationen „100 Jahre Beschußanstalt“ von Harry Ansorg, Heike F. M. Neumann und Konrad Elßmann (1993) und die „Chronik der Stadt Zella-Mehlis: Historische Persönlichkeiten von A-Z“, Redaktion: Heike Neumann/Erika Kunze (1998) herausgegeben.
Oberpfarrer i.R. Hans-Joachim Köhler brachte auf theologischem Gebiet bahnbrechende Erkenntnisse über die Täufer in der Glaubenswelt auf den Weg. Er gestaltete eine Ausstellung über den Heiligen „Bonifatius in Ohrdruf, Thüringen und Hessen“ (2004) und die Dauerausstellung „Gefangen. Gelitten. Gestorben. Die Täufer in den Widersprüchen der Zeit“ im Spirituellen Zentrum Reinhardsbrunn über Täufergruppen in Thüringen, u.a. über die Täufer aus Zella St. Blasii und Mehlis, die 1530 hingerichtet wurden (2013). Im Internet kann man die Ergebnisse seines Wirkens unter: http://www.bonifatius-in-thueringen.de und http://www.ohrdruf-bonifatius-und-bachstadt.de finden.
Bisher einzigartig sind die Ergebnisse seiner Forschungstätigkeit bezogen auf Flur- und Straßennamen in unseren Ortsteilen. Im Jahre 2023 erschien das Buch „Zellaer, Mehliser, Benshäuser und Ebertshäuser Straßen im Wandel der Zeiten“ als eine gewaltige Fleißarbeit, eine umfangreiche Dokumentation über alle Straßen und Plätze unserer Stadt. Mit gleichem Elan bemüht er sich um eine analoge Dokumentation bezogen auf die Flurnamen. Aus der Feder von Hans-Joachim Köhler stammt übrigens auch die Schrift „120 Jahre Kleingärtnerverein für Gesundheitspflege Sonnenbad Zella-Mehlis e. V.“. Es handelt sich dabei um eine „Kleine Chronik mit zeitgenössischen Bildern und Zeugnissen“ (2017).
Der Verein verdankt Horst Wilhelm die Publikation „Die Wohnungswirtschaft in der Stadt Zella-Mehlis von 1945 - 1990“, (2008).
Wolfgang Lerch kann man zu recht als „Ortschronist“ von Oberhof bezeichnen, der sich in unserem Verein sehr wohl fühlt. Seine Bücher „Oberhof“ (2020/21) und „Region Oberhof“ (2021) sind die Versuche die eigene Oberhofer Identität, neben der oftmals einseitigen Sicht als Wintersportort, für die Zukunft zu erhalten. In diesem Jahre entstand auf der Grundlage von grafischen Kleinkunstwerken, Erinnerungsblättern aus den Anfangsjahren des Thüringer Fremdenverkehrs um 1850 der Bildband: „EIN THÜRINGEN-ALBUM. Wanderfahrten - Landpartien - Entdeckungsreisen zu den Sehnsuchtsorten der Romantiker“.
Heike F. M. Neumann (www.hfmneumann.de, im Internet auch unter: Heike F. M. Neumann) hat sich ab 2007 mit 18 literarischen Werken (Prosa, Lyrik, Kinderliteratur) zu einer bekannten Schriftstellerin profiliert. Aus ihrer Feder stammen renommierte Lyrikbände, einfühlsame Kinderbücher, Erzählungen und Romane, die teilweise ins Englische, Russische und Griechische übersetzt wurden. Hervorzuheben sind von Heike F. M. Neumann / Jürgen Neumann „Meine Stadt“, Gedichte und Fotos über Zella-Mehlis und das Kinderbuch „Die Suche nach der blauen Blume“, das 2024 den Arnstädter Literaturpreis Kinderbuch erhielt. Bedeutsam war das Projekt „Lebendige Chronik“. Über 200 persönliche Beiträge wurden von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen für unsere Chronik geschrieben. Ebenso war die Gestaltung des Poesieweges als Wanderweg für Familien und Gäste eine Herzensangelegenheit für die Schriftstellerin.
Unbedingt zu erwähnen ist die Tatsache, dass der Wohnsitz einer Reihe von Mitgliedern sich nicht in Zella-Mehlis befindet, die sich aber mit unserer Stadt aus verschiedenen Gründen verbunden fühlen. Dazu gehört Dieter Anschütz, von 1968 bis 2008 Geschäftsführer der J.G. ANSCHÜTZ Waffenfabrik in Ulm (Link). Die Firmengründung erfolgte am 1. Juli 1856 in Mehlis (seit 1. April 1919 Zella-Mehlis). Aus historischem Anlass fand im Jahre 2006 eine Sonderausstellung im Stadtmuseum Zella-Mehlis statt, die unter dem Motto „Von der Terzerolfabrik zum Meistermacher - 150 Jahre J.G. ANSCHÜTZ Waffenfabrik (1856-2006)“. Die Firma genießt ihren guten Ruf durch ihre Sportwaffen. Während des Museumsrundgangs kann der Besucher auch einmal eine Anschütz-Laser-Sportwaffe älteren Modells ausprobieren.
Erwähnenswert ist die Tatsache, dass in unserem Archiv Christian Kirchner als Schüler seine spätere Berufung gefunden bzw. ist zumindest darin bestärkt worden. Heute arbeitet er im Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Meiningen, und ist Vorsitzender der Arbeitsgemein-schaft Genealogie Thüringen e.V. Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt der Archivar die Johann-Christoph-Gattermedaille.
Interessant gestalteten sich das publizistische Wirken und die vielfältigen Aktivitäten der Vereinsmitglieder - ihre Leistungen im Vereinsalltag. Beispielgebend sei an dieser Stelle die Herausgabe der beiden Chroniken der Stadt Zella-Mehlis („Chronik der Stadt Zella-Mehlis. Reprint der Originalausgabe von 1927“ und „Chronik der Stadt Zella-Mehlis. Historische Persönlichkeiten von A-Z“), in Verbindung mit dem Zella-Mehliser Heinrich-Jung-Verlag, zu erwähnen.
Weiterhin hervorzuheben sind die beiden Zella-Mehlis-Bücher des Vereins mit ihrer breiten Palette von Einzelbeiträgen zu verschiedensten Facetten der Stadtgeschichte. Lob bei der Realisierung dieser Projekte - der Herausgabe der Bücher „Zella St. Blasii, Mehlis, Zella-Mehlis - Beiträge zur Geschichte“ (2012) zur 900-Jahrfeier von Zella St. Blasii und „100 Jahre Zella-Mehlis - Beiträge zur Geschichte“ (2019) anlässlich der 100-Jahrfeier des Zusammenschlusses von Zella St. Blasii und Mehlis - verdienen Almut Reißland, Martina Helfricht und Hans-Joachim Köhler. Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang die beiden nachfolgenden Titel: „Zella-Mehlis. Das sind wir schon seit 100 Jahren“ (2019) von Almut Reißland, Andrea Grünkorn und Heinrich Jung sowie „Rathaus 100. Ein Jahrhundert für die Bürger“ (2025) von Sandy Werner.


Nennenswert und zum Teil unersetzbar für die regionale Geschichtsforschung sind die Veröffentlichungen einer Reihe von Vereinsmitgliedern in der Tagespresse, Fachzeitungen und regionalen Periodika. Dabei erweist sich die Zusammenarbeit mit der Presse als Multiplikator sehr wichtig. Erinnert werden muss dabei an die publizistischen Aktivitäten der Vereinsmitglieder in der Regionalpresse („Freies Wort“, „Wochenspiegel“), zu DDR-Zeiten in den hiesigen Betriebszeitungen „Das Kugellager“ (TKF) und „kontakt“ (Robotron) sowie in den Periodika „Das neue Heimatbuch“ und „Ur- und Frühgeschichte“. Natürlich nutzen die Vereinsmitglieder den „Stadtanzeiger Zella-Mehlis“, um über ihrer Aktivitäten und heimatgeschichtliche Themen zu informieren.
Gleichfalls von besonderer Bedeutung für die Geschichtsforschung sind in „Zella-Mehliser heimatgeschichtliche Beiträge“. Mittels Heft Nr. 5 "begaben" sich Heinrich Jung, Matthias Bretschneider und Eberhard Mann - mit Unterstützung von Prof. Konstantin O. Papailiou - „Auf Spurensuche nach Johann Daniel Elster“ (2021). Im Heft Nr. 7 ging es dann gleichfalls auf Spurensuche – nämlich nach verschwundenen Freibädern in Benshausen, Ebertshausen und Zella-Mehlis. Der Titel lautete „Von Freibädern und von Eisbären“ (2024). Heinrich Jung und seine „Eisbären“ verfassten diese Schrift. Nicht zu vergessen ist das Heft Nr. 8 unter dem Titel „100 Jahre Regenberghütte“ (2024), das federführend durch Bernd, Selina, Steffen Scharfenberg und Heinrich Jung entstand.
Kurz noch einige Informationen zu unserem Verein. An jedem ersten Dienstag im Monat treffen wir uns um 15 Uhr von Angesicht zu Angesicht. Das Miteinander der Vereins-mitglieder gestaltet sich herzlich und wir freuen uns über jedes neue Mitglied, das mit uns gemeinsam die Forschung und Lehre fortsetzen will. Ein konkretes Thema wird besprochen. Es ist nicht so, dass wir uns nur über Befindlichkeiten austauschen und Kaffee trinken, was jedoch auch zum Vereinsleben gehört! Wir wollen uns allen öffnen, die mit uns sein wollen. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft unserer Stadt stehen bei uns im Mittelpunkt, im Kontext des Geschehens um uns herum und des Weltgeschehens.
Natürlich war nicht immer eitel Sonnenschein in der Vergangenheit im Verein. Der Austausch von frischen Erkenntnissen wurde oftmals geheimgehalten, bis Gelegenheit war, es Schwarz auf Weiß zu präsentieren. Machen wir uns nichts vor, auch das war ein gewisser Anreiz für Anerkennung und Achtung der einzelnen Mitglieder. Die Werbung neuer Mitglieder geschah zunächst nur halbherzig. Und das wurde zu einem immer größeren Problem, je älter die Vereinsmitglieder wurden oder im gesegneten Alter verstarben. Mehrfach stand schon die Frage im Raum: Sollen wir den Verein nicht auflösen? Immer wieder mussten wir uns selbst befragen und kamen zu dem Ergebnis: Es ist bisher so viel geleistet worden und noch zu leisten ... Und es gibt tatsächlich immer wieder Bürger, denen es Freude bereitet, in dieser gemeinnützigen, ehrenamtlichen Arbeit aufzugehen. Gegenwärtig zählt der Verein 32 Mitglieder. Darüber hinaus werden nicht selten Ehepartner und Freunde mit in die Vereinsarbeit einbezogen. In den letzten Jahren suchte der Verein nach neuen Möglichkeiten, das Vereinsleben aktiver zu gestalten. Dankenswerterweise sind wir durch die Arbeit unserer Stadtarchivarin Sandy Werner auf dieser Website bzw. archiv@zella-mehlis.de weltweit erreichbar, so kann jedermann problemlos Kontakte zu uns knüpfen und sich über Ergebnisse unserer Vereinsarbeit informieren.

Keine Angst, es wird nicht nur gearbeitet! Natürlich verstehen wir es auch zu feiern und auf Exkursionen zu gehen, das schweißt zusammen. Lokale Schwerpunkte der über zwanzig Exkursionen waren mehrfach das Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden mit wechselnden Ausstellungen sowie der scheinbar unbedeutende Ort Rohr und Oberhof. Weitere Exkursionsziele müssten an dieser Stelle genannt und mit inhaltlichen Aussagen geschmückt werden. Die Palette all dieser Exkursionen reichte von dem Gang durch die Kasematten von Schloss Friedenstein (Gotha) über einen Gang mit Dr. Kai Lehmann durch seine Ausstellung „Der Schmalkaldische Bund“ in Museum Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden bis hin zur Führung durch Schloss und Park Altenstein bei Bad Liebenstein. Weiterhin wurden das Talsperren-Archiv in Tambach-Dietharz (2005), die Magazine des Staatsarchivs in Gotha (2007) und die Universitätsbibliothek der FSU in Jena (2011) besucht.


In diesem Jahre steht natürlich der Große Deutsche Bauernkrieg (1524-1526) im Fokus des Geschehens. Eine der diesjährigen Exkursionen führte daher ins Bauernkriegsdenkmal (http://www.panorama-museum.de) auf dem Schlachtberg bei Bad Frankenhausen, wo das Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Professor Werner Tübke im Blickfeld stand. Am 27. September 2025 geht es nach Untermaßfeld, nicht in die Justizvollzugsanstalt zum Strafvollzug, sondern in das Zuchthausmuseum, das sich in den Räumlichkeiten der JVA befindet. An ein längeres Verweilen unter den Bedingungen des modernen Strafvollzugs in der JVA ist nicht gedacht.
Nun, neugierig auf unseren Verein geworden? Falls ja, so kommen Sie – liebe Leserinnen und liebe Leser dieser Zeilen – einfach am Dienstag einmal spontan bei uns vorbei.
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